MOL-PL Städtepartnerschaft - Auswertung der Veranstaltung
Einführung
Am Dienstag, dem 17. September 2019, organisierte die SBC Strausberg in Küstrin an der Oder ein Städtepartnerschaftstreffen. Fast 20 Städtepartnerschaften verbinden unsere MOL Gemeinden in Ostbrandenburg mit Polen. Die Zusammenarbeit funktioniert besser oder schlechter auf vielen Ebenen: wirtschaftlich, kulturell, administrativ und sozial.
Ziele des Treffens
Die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Partnern verbessern, mit einem interkulturellen Vortrag auf die Kommunikation ohne Grenzen sensibilisieren, ein innovatives Pilottreffen in einer neuen Form testen Informationen über den Zustand der Städtepartnerschafts sammeln und auswerten.
Ablauf
Zu Beginn haben alle Teilnehmer am Workshop zur interkulturellen Sensibilisierung und Kommunikation ohne Grenzen teilgenommen. Im zweiten Teil des Meetings haben sie paarweise die vorbereiteten Aufgabenblätter erarbeitet. Die Form der vorbereiteten, offenen und geschlossenen Fragen sowie Aufgaben bot den Teilnehmern und Organisatoren viele Möglichkeiten an, die derzeitige Form der Städtekooperation aus den Bereichen Verwaltung, Wirtschaft, NGOs, Kommunal-, Projekt-, Jugend-, Bildungs-, Sprach- und Online-Kommunikation zu bewerten. Aber nicht nur das. Es sollten auch neue Ziele für die Zusammenarbeit zwischen Städten festgelegt und formuliert werden, es sollte in die Zukunft geblickt werden, und es sollten die neuen Formen, Zielgruppen und Möglichkeiten für die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit definiert werden.
Vorbereitung der Veranstaltung
SBC Strausberg hat schon im Juni die breite Recherche zu zuständigen für die MOL-PL Städtepartnerschaft angefangen. Es wurden 16 Gruppen definiert:
- Altlandsberg - Krzeszyce
- Hoppegarten - Rzepin
- Letschin-Pszczew
- Letschin- Boleszkowice
- Müncheberg - Witnica
- Seelow-Miedzychod
- Seelow-Kostrzyn
- Strausberg – Debno
- Wriezen – Mieszkowice
- Barnim Oderbruch - Zabor
- Falkenberg - Otyn
- Lebus – Gorzyca
- Buckow - Lagow
- Golzow - Dobiegniew
- Fredersdorf-Vogelsdorf - Skwierzyna
- Petershagen-Eggersdorf - Bogdaniec
Bereits im Vorfeld stoß SBC auf Schwierigkeiten bei der themenorientierten Recherche. Auf den Internetseiten der jeweiligen Städte und Gemeinden war es oft schwierig, die Informationen über die entsprechende Partnerschaft zu finden. Mehr noch, die Verantwortlichen und Ansprechpersonen für die Städtepartnerschaften waren nicht eindeutig definiert und die Verwaltungsstrukturen nicht klar dargestellt.
Bei der Kontaktaufnahme, Erstkontakt schriftlich per Mail mit der Einladung zur Veranstaltung, gab es nur eine unzureichende Resonanz. Besonders auf der deutschen Seite war die Rückmeldung sehr gering. Daraufhin hat SBC jede Gemeinde angerufen und nach dem Eingang der Einladungsmail gefragt. Die polnische Seite war oft überrascht, dass die Mail angekommen sein sollte, als Grund nannten sie oft Serverprobleme. Die deutschen Gemeinden bestätigten den Eingang, wiesen aber auf eine mögliche spätere Antwort. So war es für uns wichtig, dass die Gemeinden zumindest den Termin eintragen.
Im August schickte SBC erneut die Einladung, diesmal mit dem Veranstaltungsverlauf. Es bedeutet aber nicht, dass bis zu diesem Zeitpunkt alle Ansprechpartner genannt wurden und die Teilnahme bestätigt wurde. Erst eine Woche vor der Veranstaltung hatten wir die vollständige Liste der Teilnehmer, bzw Städte und Gemeinden, die an der Veranstaltung teilnehmen würden.
Veranstaltung
Nicht ganz pünktlich begann die Veranstaltung mit einer SBC-STIC-Präsentation, damit alle Teilnehmer den Veranstalter kennenlernen und die Ziele des Treffens richtig einordnen konnten. SBC bereitete darüber hinaus eine kleine Überraschung vor und präsentierte einen Imagefilm über “Müncheberg aus polnischer Perspektive” als ein Beispiel für eine positive Darstellung der deutschen Städte und Gemeinden für den polnischen Abnehmer.
Danach gab es einen akademischen Vortrag von Prof. dr. Brygida Helbig über die “interkulturelle Kommunikation ohne Grenzen” mit vielen Beispielen aus der Wissenschaft und Praxis, garniert mit philosophischen und literarischen Zitaten. Die Resonanz auf den Vortrag war überwiegend sehr positiv. Ein Teil der Teilnehmer sprach direkt nach dem Vortrag mit Frau Prof. Helbig und tauschte sich positiv aus. Das spiegelt sich auch in den Fragebögen wider. Dennoch äußerte ein Teil der Teilnehmer Kritik. Es war vor allem die deutsche Seite. Die Kritikpunkte bezogen sich auf angeblich “zu einfache bzw. nicht angepasste Beispiele in dem Vortrag”, ferner auf die Thematik, in der sich die deutschen Teilnehmer bereits kompetent sahen. Nun wirft sich die Frage auf, ob der Vortrag auf Polnisch in der Tat zu einfach war, oder lag es an der “vereinfachten” Simultanübersetzung ins Deutsche.
Leider reiste ein großer der Teilnehmer direkt nach der Mittagspause ab, größtenteils ohne sich abzumelden. Das war für den Veranstalter ein großes Problem, denn nach der Mittagspause sollte die Gruppenarbeit beginnen - so wichtig für das Ziel des Treffens. Dennoch gelang es uns, die Gruppenarbeit an die neue Teilnehmersituation anzupassen. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung erfragte SBC die Zweisprachigkeit, um entsprechend die deutsch-polnische Kommunikation in den Gruppen zu sichern. Die Arbeitsgruppen, die auf zweisprachige Teilnehmer nicht zurückgreifen konnten, bekamen von uns einen Übersetzer zugewiesen. Damit gab es Gruppen, die ohne und Gruppen, die mit einem Dolmetscher arbeiteten. Dabei ist es auffällig, dass die Arbeitsgruppen, die mit einem Dolmetscher gearbeitet haben, die Fragebögen viel gewissenhafter und engagierter ausgefüllt haben, als die Gruppen nur mit Sprachmittlern. Anscheinend übernahm der Dolmetscher auch die Rolle eines Moderators, vielleicht eines Motivators.
Nach der Phase der Gruppenarbeit reiste wieder ein großer Teil der Teilnehmer ab. So blieb ein Drittel der Teilnehmer übrig. Diese bekamen eine multimediale Präsentation über deutsch-polnische Nachbarschaft mit einem positiven Akzent zum Schluss der Veranstaltung.
Auswertung der Veranstaltung
Anschließend muss man sich Fragen, ob diese Form der Veranstaltung ohne volles Engagement der Teilnehmer einen Sinn hat. Möglicherweise aber gab es seitens des SBC einen Kommunikationsfehler mit Teilnehmern und SBC es nicht geschafft hat, die Teilnehmer bis zum Schluss motiviert und engagiert an der Veranstaltung teilzunehmen.
Auswertung der Fragebögen in Gruppen - essentielle Auswertung von 10 Gruppen
Bereich: Zusammenarbeit
Als die Hauptschwerpunkte der Zusammenarbeit hat über die Hälfte der Gemeinden EU, Senioren und Jugendliche definiert. Als gewünschte Themen für die zukünftige Zusammenarbeit wurden Landwirtschaft, Touristik, Bildung und Kultur genannt.
Bei de-pl Förderprogrammen 9 von 10 Gemeinden haben INTERREG genannt. In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass Interreg selbst aktuell einen sehr großen Rückgang bei der Antragstellung merkt und kommuniziert. Das kann vielleicht entweder die an Bedürfnisse der Gemeinden nicht angepassten Förderrichtlinien (Töpfe) oder nicht ausreichende Kommunikationsstrategie von Interreg bedeuten.
Bereich: Zielgruppen
Laut Fragebögen die Zusammenarbeit mit Kindern(Schülern) 9/10, Senioren 3/10, Unternehmen 4/10 sollte intensiviert werden.
Bereich: NGOs, Vereine
Dieser Bereich bleibt meistens ohne Antworten. 4/10 haben Feuerwehr ein NOG/Verein für die städtische Zusammenarbeit genannt.
Bereich: Veranstaltungen
Auf die Frage “welche Veranstaltungen und Treffen wurden im Rahmen der Städtepartnerschaft in den letzten zwei Jahren organisiert / durchgeführt” sind ähnliche Antworten gefallen: Erntefest, Sportfest, Kulturveranstaltungen oder Feuerwehr. Man stellt fest, dass es keine gemeinsam organisierten, geplanten und durchgeführten Veranstaltungen sind. Man lädt den Partner als einen Gast ein, es bestehen aber keine gemeinsamen organisatorischen Prozesse.
Bereich: Öffentlichkeitsarbeit
Besitzt die Stadt(verwaltung) eine Internet- / Themenseite über Städtepartnerschaft?
DE ja 5/10 DE nein 4/10 DE keine Angabe 1/10
PL ja 7/10 PL nein 3/10
Die Fragen aus diesem Themenbereich bestätigen die Erfahrungen des SBC-Büros bei der Vorbereitung der Veranstaltung. Die existierten Internet(unter)seiten der Gemeinden sind nicht ausreichend mit Informationen über und zu Städtepartnerschaft ausgestattet.
Es fehlen viele Informationen zur Geschichte der Städtepartnerschaft, Beschreibung der Partnerstadt, Verantwortliche Personen in PL mit Kontakten, verantwortliche Personen in DE mit Kontakten, Aktuelles, Geplantes und/oder Berichte.
Bereich: Bürgerdialog
Beim Thema “Bürger, Teilnehmer, Interessierte, Mitgestaltung und aktive Teilhabe” wurde festgestellt, dass fast alle Antworten rund um zwei Wörter “Einladungen” und “Teilnahme” kreisen. Es könnte unterschiedlich interpretiert werden: entweder sind die Bürger nicht zur direkten Mitgestaltung der Partnerschaft gefragt, oder an ihr nicht interessiert. Zweite Möglichkeit: alle Entscheidungen trifft die Verwaltung selbst und leitet die Information weiter. Dritte Möglichkeit: es gibt keinen Bürgerdialog und die Bewohner werden nicht gefragt, ob und inwiefern sie die Partnerschaft mitgestalten und realisieren wollen.
Bereich: Wirtschaftliche Zusammenarbeit
Laut Antworten besteht ein Bedarf zum Austausch zwischen DE und PL Kleinunternehmern und Zusammenarbeit evtl. Austausch zum Thema Fachkräftemangel.
Auswertung der Fragebögen anonym - hier klicken
Die anonymen Antworten präsentieren wir öffentlich ohne Kommentar. Die Teilnahme war zu gering um entsprechend beispielhafte Statistiken entwickeln zu können. Dennoch können die Antworten als eine Inspiration gelten, zu Selbstreflexion führen und Impulse setzen.
Zusammenfassend ist festzustellen:
- Die Partnerschaften erscheinen weniger als Partnerschaften, sondern eher als “freundliches Miteinander”.
- Das sollte aber nicht die Einstellung trüben, dass eine intensive Partnerschaft gewünscht ist. Es fehlt allein an Strukturen.
- Aus dem Wunsch einer intensiven Partnerschaft ist ebenfalls abzuleiten, dass es an finanziellen Rahmen scheitert. Die Vergabestrukturen stehen oft im Weg einer gemeinsamen Durchführung einer Aktivität.
- Nach wie vor bestehen sprachliche und interkulturelle Defizite.
- SBC sieht durchaus einen Sinn, dass Büros wie SBC die Entwicklung der Partnerschaft beobachten und Impulse setzen können. Es besteht ein Bedarf an Partnerschaften.